Im Gespräch mit Simona Kobel, GREEN BOOTS Gründerin

Schutz und Erhaltung des Regenwaldes, diese Ziele verfolgt der gemeinnützige Verein GREEN BOOTS seit seiner Gründung im Jahr 2019. Mit Regenwaldschutzprojekten vor Ort, Sensibilisierung der Schweizer Bevölkerung und im Rahmen von politischer Arbeit setzt sich der Verein für den Erhalt dieses überlebenswichtigen Ökosystems ein.

Die Biologin und Gründerin von GREEN BOOTS, Simona Kobel, erzählt uns im Interview mehr zu ihrer Faszination für den Tropenwald, wie es zu der Gründung des Vereins kam und wie auch Du den Regenwald im Alltag schützen kannst.

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Liebe Simona, wie kam es dazu, dass Du 2019 den Verein GREEN BOOTS gegründet hast? Gab es einen besonderen Moment, der Dich dazu inspiriert hat?

Simona Kobel: Tiere und die Natur haben mich schon als kleines Kind fasziniert. Je mehr ich mich mit dem Thema beschäftigt habe, desto mehr habe ich gelernt, dass die Natur zunehmend vom Mensch zerstört wird. Ich weiss noch, dass ich als kleines Mädchen Angst hatte, nie einen Panda in freier Wildbahn zu sehen. Ich habe dann angefangen "Save the Planet!"-Plakate zu malen, habe diese mit meinem Sackgeld auf der Post kopiert und in meiner Nachbarschaft verteilt. Heute bin ich Biologin und arbeite bei Pro Natura als Projektleiterin für die Biodiversitätspolitik. Der Naturschutz begleitet mich also schon ein Leben lang und ich bin glücklich, mich jeden Tag für diese Herzensangelegenheit einsetzen zu können.

Von allen Lebensräumen auf dieser Erde hat mich der Regenwald immer besonders fasziniert. So sehr, dass ich nach dem Studium für einige Zeit im Amazonas Regenwald gelebt und gearbeitet habe. Für mich war immer klar, dass ich mich irgendwann auch von der Schweiz aus für den Schutz der Regenwälder engagieren würde. Mit der Gründung von GREEN BOOTS bin ich diesem Ziel ein Stück nähergekommen. Mit einer Annonce im Internet und einem Kick-Off-Event hat dann alles angefangen. Alle heutigen Vorstandsmitglieder sind seit diesem Treffen mit dabei.

 

Was fasziniert Dich am meisten am Regenwald?

Das Ökosystem Regenwald ist einfach einzigartig. Es "wuselt" und alles ist miteinander vernetzt und verbunden. Es hat mich schon immer mehr fasziniert, wie eine Spezies mit anderen interagiert und welche Rolle sie im Ökosystem einnimmt, als wie diese heisst. Viele Arten haben sich miteinander entwickelt und sich aneinander angepasst, um zu überleben. Der Regenwaldboden ist ja eigentlich nährstoffarm und kaum fruchtbar und trotzdem wimmelt es von Leben. Ich kann in diese grüne Welt total versinken.

 

 

 

 

Wenn Du ein neues Gesetz für den Schutz des Regenwaldes schaffen könntest, welches wäre das?

Dann würde ich ein Gesetz schaffen, das verlangt, dass Produktion und Konsum innerhalb der planetaren Grenzen stattfinden müssen. Heute verbraucht die Schweizer Bevölkerung drei Erden. Um unseren ökologischen Fussabdruck zu senken, braucht es einerseits die Verantwortung und die bewussten Kaufentscheidungen der KonsumentInnen, aber eben auch politische und gesetzliche Rahmenbedingungen, die nachhaltiges Konsumverhalten erleichtern. Suffizienz, ressourcenschonende Produktion, erneuerbare Energien, lokale Kreisläufe, das sind für mich alles wichtige Stichworte in dieser Diskussion.

In meiner perfekten Welt gäbe es zudem nur regionale Kleinanbieter, bei welchen nur nachhaltige Produkte angeboten werden. Die Artikel wären alle fair produziert, Umwelt- und Tierrechtsstandards wären erfüllt und Menschenrechte würden nicht verletzt.

 

Warum braucht es einen Verein wie GREEN BOOTS?

Nur sehr wenige Organisationen in der Schweiz widmen sich dem Regenwaldschutz und wenn, dann sind sie geografisch eingeschränkt. Oft liegt der Fokus auf Malaysia oder Indonesien. Diese Lücke möchte ich mit GREEN BOOTS schliessen, denn GREEN BOOTS engagiert sich für die Regenwälder weltweit. Langfristig soll der Verein mit der Unterstützung von Projekten vor Ort, der Sensibilisierungsarbeit und der politischen Arbeit zu einer kompetenten Auskunftsorganisation rund um das Thema Regenwaldschutz werden.

Vor 10 Jahren engagierte sich der Bund noch stärker für den Regenwaldschutz. Aber er zog sich immer mehr zurück und das Engagement heute beschränkt sich vor allem auf das Einzahlen von Geldern in verschiedene Fonds im Rahmen internationaler Abkommen. Die offizielle Schweiz hat keinen direkten Bezug mehr zum Regenwaldschutz, obwohl wir von Regenwaldprodukten sehr abhängig sind. Bekannte Beispiele sind die 1.4 Millionen Tonnen an importiertem Futtermittel für Schweizer Nutztiere und verschiedene Konsumgüter wie Kaffee und Schokolade. Darum ist es für die Schweiz enorm wichtig, sich diesem Thema anzunehmen.

Was sind die grössten Hindernisse in Deiner täglichen Arbeit für GREEN BOOTS?

Der Spendenmarkt ist sehr umkämpft, auch im Naturschutzbereich. Die Schweizer Spendenbereitschaft ist mal mehr, mal weniger. Um Spendengelder muss man kämpfen. Wir führen verschiedene Crowdfundings und Standaktionen durch und schreiben Stiftungen an. Wir probieren gerne Neues aus und schauen, was gut läuft. Wir haben mit dem Engagement der Freiwilligen schon mega viel erreichen können. Das freut mich ungemein.

Die Freiwilligenarbeit hat aber auch seine Tücken. Wir alle im Verein sind ehrenamtlich engagiert. Wir haben nicht unbeschränkt Leute zu Verfügung und manchmal ist es schwierig, alle beieinander zu halten, alles richtig zu koordinieren und die Motivation hoch zu halten. Besonders jetzt wo alles online läuft. Schön wäre, wenn wir irgendwann in der Zukunft eine bezahlte Geschäftsstelle hätten, um noch mehr erreichen zu können und auch um nach Aussen professioneller auftreten zu können.

Wie können unsere LeserInnen Dich und GREEN BOOTS unterstützen?

Am besten sofort Mitglied von GREEN BOOTS werden! Auch kann für konkrete Projekte Geld gespendet werden. Die Gelder sind zweckgebunden und kommen vollumfänglich diesem Projekt zugute. Da geht nichts unterwegs verloren und jeder Franken nützt wirklich etwas.

Auch haben wir immer wieder Bedarf an neuen Freiwilligen mit kreativen Ideen. Wir freuen uns über alle, die Lust haben mitzumachen. Wir sind offen und freuen uns, neue Ideen umzusetzen.

5 Tipps von Simona
für einen regenwaldschonenden Alltag

1. Fleischkonsum reduzieren

Kraftfutter wie Mais und Soja wird in Regenwaldgebieten (v.a. Brasilien) angebaut und für die Mast unserer Nutztiere in die Schweiz exportiert. Fakt ist: Der Regenwald ist überhaupt nicht geeignet für die intensive Landwirtschaft! Die Hummusschicht ist viel zu dünn, es muss mit viel Dünger und Pestizideinsatz gearbeitet werden. Nach 2 bis 3 Jahren sind die Böden ausgelaugt und erodiert. Dann muss neuer Regenwald abgeholzt werden.

2. Kaffee und Schokolade aus nachhaltigen Quellen beziehen

Beim Kauf von Produkten aus dem Regenwald unbedingt auf Bio und Fairtrade Siegel achten. Die Produkte sollten nicht aus Monokulturen stammen und die Anbieter sollten einen direkten Bezug zu den Kleinbauern haben. Die Produzenten sollten Rücksicht auf den Artenschutz, die Biodiversität und den ArbeiterInnenschutz nehmen.

3. FSC-zertifizierte Holzkohle zum Grillieren verwenden

Nicht nur beim Kauf von Holz, sondern auch bei Grillkohle darauf achten, dass diese FSC zertifiziert ist. Es gibt aber auch holzlose Alternativen: Zum Beispiel Briketts aus Rückständen der Olivenölpressung oder aus gepressten Kokosnussschale.

4. Auf Aluminium möglichst verzichten

Aluminium wird im Regenwald abgebaut. Das Metall kennen viele von uns in Form der Alufolie und auch ist es in vielen Verpackungen enthalten. Anstelle von Alufolie können Sandwiches und Co in wiederverwendbare Wachstücher eingepackt werden. Wenn es mal nicht anders geht, die Folie unbedingt recyclen.

5. Papierverbrauch reduzieren

Im Büro und im Privaten so wenig Papier wie möglich verwenden. Ungelesene Prospekte und Werbung aktiv abbestellen, anstatt einfach wöchentlich in den Papierkorb zu werfen. Im geschäftlichen Umfeld auf Ökodruckereien zurückgreifen, welche nur Recyclingpapier und Farben auf natürlicher Basis verwenden.


 

Liebe Simona, wir danken dir ganz herzlich für diese spannenden Einblicke in deine wertvolle Arbeit und all die wissenswerten Tipps für unseren Alltag. Wir werden GREEN BOOTS weiterhin unterstützen und wünschen euch viele weitere Mitglieder.

 

Interview: Michelle Oehri (GreenPick) mit Simona Kobel (GREEN BOOTS)
Mitschrift und Texteditorial: Theres Kummer (PalmTree Text)

Bildquellen:
Aufnahme Regenwald: Thomas Marent
Tieraufnahmen: Silvan Widler
Weitere: Simona Kobel (GREEN BOOTS)