Michelle Oehri hat mit ihrem Start-up eine Web-Applikation entwickelt, die dem Nutzer nachhaltige Unternehmen anzeigt. Für die gebürtige Escholzmatterin eine Herzensangelegenheit.

Nachhaltigkeit. Ein Wort, welches viele Bereiche umfasst: Man kann Bio einkaufen, klimafreundlich reisen, Essen vor dem Abfall retten oder ein ökologisches Haus bauen. Um diese unterschiedlichen Bereiche zu vereinen, hat Michelle Oehri zusammen mit ihrem Co-Gründer Martin Slawik eine mobile Webseite entwickelt. Das Ziel: Nachhaltige Mikro- und Kleinunternehmen sowie Organisationen aus 50 definierten, Bereichen wie Essen, Bauen, Gesundheit oder Mobilität in der Deutschschweiz sollen für die Bevölkerung sichtbar werden.

Die Web-App heisst Greenpick und funktioniert ganz einfach. In drei Suchfeldern kann man eingeben, wonach man konkret sucht sowie in welcher Region und in welcher Kategorie Angebote interessieren. Greenpick spuckt dann die passenden Ergebnisse aus. «Nach drei Monaten Entwicklung sind wir nun in der Testphase. Das Angebot ist entsprechend noch nicht ausgeweitet, unser Netzwerk wächst stetig», erklärt Michelle Oehri.

Eine Sonnencreme veränderte ihr Leben

Zu erwähnen ist, dass nicht einfach jedes nachhaltige Unternehmen in den Ergebnissen erscheint. Denn aufgelistet sind nur jene, welche in mindestens drei Nachhaltigkeitsbereichen aktiv sind. Wenn sich ein Unternehmen registrieren möchte, muss es eine Gebühr von 30 Franken zahlen. Um sicherzustellen, dass es sich wirklich um ein nachhaltiges Angebot handelt, wird es vom Start-up geprüft. Für den Nutzer bleibt das Angebot kostenlos.

Für die Gründerin Michelle Oehri ist das Projekt eine Herzensangelegenheit, denn Nachhaltigkeit spielt in ihrem Leben eine grosse Rolle. Ihren Aha-Moment hatte die ehemalige Leistungsschwimmerin beim Schnorcheln auf den Philippinen. «Das viele Plastik an den Stränden brachte mich zum Nachdenken», sagt die 33-Jährige. Und: «Als ein befreundeter Meeresschützer mich auf die für junge Korallen schädlichen Stoffe in meiner Sonnencreme hinwies, begann ich zu hinterfragen, was wirklich in Produkten steckt, und änderte meine Lebensweise.» Das erforderte viel Zeit, weil sie lange recherchieren musste, um nachhaltige Alternativen zu finden. Nach ihrem Master-Abschluss in Wirtschaftswissenschaften an der Uni Zürich war sie in der Mobile-Branche tätig und experimentierte mit nachhaltiger Bademode. Am Energy Start-up-Day lernte sie Co-Gründer Martin Slawik kennen, der die Vision eines digitalen Assistenten für einen klimafreundlichen Lebensstil formte. «Mit meinen Erfahrungen in der Kommunikation und meinem Flair für digitalen Lösungen entwickeln wir Greenpick nun gemeinsam», sagt Oehri.

Finanziert durch Erspartes und Crowdfunding

Doch warum soll man die Seite überhaupt nutzen? Die gebürtige Escholzmatterin sagt: «Viele Studien und Dokumentationen belegen, dass der Klimawandel real ist. Das ist eine Herausforderung, die Lösungen braucht.» Ihr sei bewusst, dass es bereits viele Internetseiten und Apps gebe, die nachhaltige Angebote anzeigten – nur schon im deutschen Sprachraum seien es gut 180 Plattformen. «Aber keine Seite deckt alle Lebensbereiche ab und stellt das nachhaltige Engagement der Anbieter ganzheitlich dar», sagt Oehri. Jede Person habe einen anderen Einstieg in die ökologischere Lebensweise, es sei ein Prozess. «Wir wollen die Menschen dort abholen, wo sie gerade stehen.»

Nun optimieren sie Greenpick täglich und vergrössern ihr Netzwerk. Das Start-up finanziert das Projekt zu einem Teil durch Erspartes, gleichzeitig wird es durch Förderer unterstützt. «Aber auch die IV oder Organisationen für berufliche Integration helfen uns.»

Beitrag erschienen in der Luzerner Zeitung
Redaktion: Fabienne Mühlemann
Bild: Eveline Beerkircher